[[Krampfhaft ein Konzept zu entwerfen und sich zu sagen, dass man jetzt verjüngen müsse, das ist nicht nur bei vielen Fernsehsendern schiefgegangen, sondern würde auch ganz sicher im Karneval schiefgehen.]] Diesen Satz hat Komiker Bernd Stelter meinem Quotenmeter-Kollegen Timo Nöthling dieser Tage gesagt. Stelter ist der Meinung, dass die Jungen ja ohnehin in die Mediatheken oder gar zu Netflix und co. ausweichen. Und ja, natürlich stimmt es, dass der non-lineare Konsum von Bewegtbildinhalten deutlich zunimmt – dabei ist es vermutlich egal ob man Statistiken bemüht oder sich einfach mal Gedanken über das eigene Nutzerverhalten macht, das Ergebnis sieht wohl immer ähnlich aus.

Nichtsdestotrotz ist die Aussage von Bernd Stelter ein absoluter und nur zu oft gehörter Trugschluss: Nicht nur, dass die durchschnittliche (Fern-)Sehdauer pro Tag mit 223 Minuten in 2015 noch einmal zugelegt hat und damit auf einem extrem hohen Niveau ist (wobei hier mitunter auch ein demographischer Effekt Teilschuld haben kann und über die Nutzung der jungen Zuseher keine endgültige Aussage zu treffen ist). Nein, es ist vor allem der gedankliche Ansatz der irgendwie absolut verquer ist: Junge Zuschauer schauen unsere Sendung nicht, deshalb passen wir die Sendung auch nicht an, weil sie ja sowieso nicht zusehen. Hä? Aber wie soll denn die junge Zielgruppe erreicht werden, wenn man ohnehin nicht das macht was sie sehen will?

Jetzt ist das Stelter-Beispiel alleine womöglich ein wenig ungerecht, schließlich ging es Stelter lediglich um den Karneval und nicht um das gesamte Programm als Solches. Er sagt nicht, dass man den jungen Zuschauer im linearen Fernsehen gänzlich außen vor lassen soll. Aber den Eindruck, dass das Viele so sehen, den hat man eben schon. Das endet beim so genannten [[jungen Angebot]] von ARD und ZDF, dass in diesem Jahr seinen Start endlich endlich endlich haben soll – ein reines Online-Produkt. Warum aber nicht eben doch auch eine Sendefrequenz frei machen? Nichts gegen Einsfestival, aber wirklich vermissen würde den Sender wohl kaum jemand. Zum Beispiel. Und wenn das junge Angebot linear ausgestrahlt nur 10.000 Menschen erreicht tut auch das kaum weh. Es sagt ja auch niemand, dass der Schwerpunkt, das Hauptaugenmerk der Arbeit, nicht auf dem Onlineangebot liegen darf. Kein Problem, wenn es so läuft wie es bei Jan Böhmermann schon seit Langem ist: Wichtig ist das, was im Internet abgeht. Wer allerdings linear reinzappen will, dem wird auch geholfen (zumindest wenn er den Unterschied zwischen Böhmermann und Barnaby entdeckt). Aber warum sollte man die junge Zielgruppe denn im Linearen so ganz außen vor lassen?

Aber vielleicht hat Bernd Stelter auch Recht. [[Krampfhaft]] meint er solle man das nicht versuchen mit den Jungen im Karneval – beziehungsweise im linearen Fernsehen. Stimmt, krampfhaft nicht. Aber ebensowenig sollte man die jungen Menschen krampfhaft ins Internet drängen. Ja, wir sind schon genug online, gerne auch Mal während dem TV-Konsum. Aber wenn wir abends mal den Fernseher anschalten wollen – ganz so wie Oma und Opa – dann zeigt doch auch was für uns. Bitte.

Hinweis bevor Beschwerden kommen: Natürlich gibt es qualitativ hochwertige Produktionen, die im linearen TV laufen und junge Menschen ansprechen. Das sagt auch keiner. Nur der Ansatz zu sagen [[TV für Jugendliche? Brauchen wir nicht]] nervt mich.