Während einen Großteil des Jahres der Anteil an Erstausstrahlungen relativ konstant bleibt gibt es im deutschen Fernsehen etwas, dass der gemeine Zuschauer Sommerloch nennt. Aber warum eigentlich?

Was ist das eigentlich, diese Fernsehsaison? Von September bis Mai spulen die Sender ihr normales Schema ab – ob man das nun gut oder schlecht findet – und dann, ganz plötzlich verfallen die Programmchefs in einen fast unerklärlichen Tiefschlaf. Es passiert: Nichts. Fußballfreunde haben in geraden Jahren noch WM oder EM zur Verfügung, zumindest von Mitte Juni bis Mitte Juli kommen also noch viele auf ihre Kosten. Bleibt immer noch einige Zeit über. Fußballmuffel schauen eh in die Röhre.

Aber wie absurd ist das eigentlich? Jan Böhmermanns [[Neo Magazin]] hat sich im April schon mal vorsorglich in die heiße Jahreszeit verabschiedet, aber auch die meisten andere Formate sagen für Juni und Juli [[Auf Wiedersehen]]. Nur Augstein und Blome kochen weiter fröhlich für den falschen Harald Schmidt. Aber bei phoenix schaut ja ohnehin niemand zu. Nun könnte man natürlich sagen, dass Politainment-Formate wie die [[heute show]] oder [[Extra 3]] sich eben anpassen, schließlich ist das Parlament ja auch in der Sommerpause. Gerade im Fall Realsatire dürfte es bei [[Extra 3]] aber trotzdem einiges geben. Und was international derzeit passiert: Eine Tagesschau kann nicht einmal alle Themen kurz anschneiden. An Content sollte es solcherlei Sendungen also nicht mangeln. Im Endeffekt bleibt es wohl eine Kostenfrage. Die Refinanzierung ist bei gutem Wetter und sinkenden Reichweiten eben doch deutlich schwieriger. Und in die Jahresmarktanteile zählen die Monate von Juni bis August ja ohnehin nicht – gerade da schauen die Werbetreibenden aber vermutlich besonders gerne hin. Warum also der große Aufwand? Immerhin: Vox traut sich gegen die WM aktuell die Serie [[Chicago Fire]] zu starten und das zumindest zum Auftakt sehr erfolgreich.

Dennoch aber muss sich der Zuschauer oft genug anderen Dingen bedienen: Neben dem bereits genannten Fußball, bleibt oft nur der Blick ins Internet oder den eigenen DVD-Schrank (Blu-rays selbstverständlich inbegriffen und für all diejenigen, die auf’s falsche Pferd gesetzt haben: HD DVDs auch). Dieser Schrank erfährt des Sommers ebenso wie an Weihnachten vermutlich nicht selten eine Erweiterung. Und dann gibt es ja noch die Kinos. Sollte man meinen. Doch die großen Verleiher verzichten bedauernswerterweise viel zu oft auf die wahren Blockbuster – und das obwohl diese durchaus Erfolg haben, wie Quotenmeter-Kollege Sidney Schering jüngst feststellte. Freunde des Arthouse-Kinos werden dennoch ein Sternstück finden. Im kleinen Liebhaber-Kino meines Vertrauens ist jedenfalls fast immer was Nettes im Angebot.

Alternativen also sind geboten und auch wenn das Fernsehen über den Sommer in der Breite qualitativ zurückfährt, wer lange genug sucht findet doch noch ordentliches Programm. Dass der Zuschauer nicht suchen will, ist auch verständlich. Hoffen müssen wir aber, dass irgendwann nicht mehr nur noch [[Circus HalliGalli]] tschüss sagt, sondern sich auch die [[Tagesschau]] ein Bierchen aufzieht und mal eben Sommerpäuschen macht. Wenn das passiert bleibt endgültig nur noch eine Lösung: Grill anschmeißen, Sonne genießen. Wäre aber auch so eine gute Idee.