Wie nach jedem Amoklauf wird Kritik an der lockeren Waffenpolitik der USA geübt. Die Zahlen im eigenen Land werden hingegen ausgeblendet.


[[Einsicht gleich Null]]

Diese Überschrift trug ein Kommentar von ARD-Washington-Korrespondent Martin Ganslmeier als Reaktion auf das Attentat von Florida. Es ist die ewig gleiche und deshalb nicht weniger gerechtfertigte Debatte: Die lockeren Waffengesetze in den USA und damit auch die amerikanische Regierung sind Mitschuld an Attentaten.

Was in der Berichterstattung kaum erwähnt wird: In Deutschland ist das Thema Waffen ebenfalls von zunehmender Bedeutung. Zwar sind hier die Waffengesetze zweifellos strenger, aber die Zahlen geben dennoch Anlass zur Sorge: 557.560 kleine Waffenscheine waren Ende 2017 registriert, wie Gabor Steingart am 1. Februar kurz vor seiner Demission beim [[Handelsblatt]] in seinem [[Morning Briefing]] berichtete. Es lässt sich sicherlich diskutieren, ob man das bei mehr als 80 Millionen Einwohnern als [[viel]] bezeichnen kann und sollte. Besorgniserregend sollte aber vor allem die Zunahme sein: 300.949 Waffenscheine waren es noch im Januar 2016. In knapp zwei Jahren hat die Zahl also um 85 Prozent zugenommen.

Abseits der Handelsblatt-Berichterstattung allerdings ist vor allem Schweigen Programm: Große Aufmerksamkeit hat das Thema vor zwei Wochen kaum bekommen, höchstens in Regionalzeitungen war es Thema.

Die Aufrüstung aber, sie findet auch im Kleinen statt. Der gemeine (Wut-)Bürger deckt sich mit Waffen ein. Natürlich helfen hier nicht reine Verschärfungen der Waffengesetze. Man sollte sich auch mal die Motive der Waffenbesitzer anschauen und Ursachen beackern. Keine Antwort wäre es im Übrigen, Flüchtlinge auszusperren. Denn die fliehen ja gerade vor Gewalt und Terror.

Vor allem aber, sollten wir nicht nur nach Amerika schauen, sondern auch den eigenen Umgang mit Waffen in einen kritischen Blick nehmen. Das ist kein [[Whataboutism]], denn die Kritik an amerikanischen Waffengesetzen ist dadurch nicht weniger berechtigt, sie ist viel mehr notwendig und muss lautstark bleiben. Nur Schweigen innerhalb der eigenen Grenzen sollte man eben nicht. Etwas mehr Einsicht würde hier wie da guttun.

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