Wenn etwas fett gedruckt ist, soll es hervorgehoben werden. Diese Aussage ist eine Binsenweisheit. Deswegen ist es auch wenig überraschend, dass Journalisten in Texten wichtige Dinge fetten. Aber hat sich schonmal jemand journalistische Interviews angeschaut? Nein? Here we go.


In den meisten Fällen sehen Interviews nämlich so aus, wie hier bei FAZ.NET oder Süddeutsche.de:

Was also ist fett? Die Frage. Im Mittelpunkt steht also optisch nicht das, was der Befragte zu sagen hat, sondern das, was der Interviewer wissen möchte. Wenn ich aber das wichtig finde, was der Autor oder die Autorin zu sagen hat und nicht das, was der oder die Befragte sagt, dann kann ich auch gleich einen Kommentar des entsprechenden Mediums lesen. Und schon klar, das was die Befragten sagen ist ja nicht weg, nur weil die Frage hervorgehoben ist. Aber es steht zumindest gestalterisch eben nicht im Mittelpunkt.

Eine andere Lösung haben beispielsweise Zeit Online und Welt.de:

Hier sind die Namen von Medium und befragter Person fett. Was nicht wirklich mehr Sinn ergibt. Im Fokus steht also, wer spricht und nicht, was gesprochen wird. Reine Profilierung von Person und Marke quasi, während der Inhalt optisch hinten runter fällt.

Zumindest ein bisschen besser macht es die F.A.Z. übrigens mit dem Produkt F.A.Z. Quarterly, wie hier zu sehen:

Die Namen der Beteiligten sind zwar auch hier fett, aber zumindest ist die Frage zurückgenommen in grauer Farbe gehalten, während die Antwort in schwarz deutlich auffälliger ist. Fraglich ist natürlich, wie gut die graue Schrift, gerade auf kleinen Bildschirmen, lesbar ist. Die Frage nach dem Layout von Interviews ist also in der Tat nicht leicht zu beantworten. Man könnte hier außerdem argumentieren, dass ein Interview ein Gespräch auf Augenhöhe sein soll. Dann wäre es in der Tat sinnvoll, Frage und Antwort auch gleich zu layouten. Alles zu fetten dürfte das Layout allerdings wiederum überfrachten.

Letztlich bin ich deshalb der Meinung, dass tatsächlich die Antwort von Befragten fokussiert werden sollte. An dieser Stelle könnte man meinen, dass es ja schwierig sei, die Antworten fett zu drucken und alles andere nicht, weil dann die Leserinnen oder Leser verwirrt sind. Womöglich ist es auch zunächst ungewohnt. Aber ich habe es mit einer Frage aus einem Zeit-Interview mit Jan Böhmermann mal probiert:

Eigentlich ganz gut lesbar oder? Und es steht das im Mittelpunkt, was eigentlich wichtig sein sollte: Die Antwort des Befragten. Und wenn das nicht das Wichtige ist, dann sollte man sich womöglich die Frage nach der Relevanz des Interviews stellen.

Offenlegung: Ich arbeite als Werkstudent im Verlag der F.A.Z.

© Bilder: Screenshots FAZ.NET, Süddeutsche.de, Welt.de, Zeit Online, F.A.Z. Quarterly