Im Gespräch – von launig bis kritisch.

DW-Programmdirektorin: „Ich sehe keinen Qualitätsverlust“, Interview mit DW-Programmdirektorin Gerda Meuer über Russland, Lügenpresse und die Deutsche Welle, Quotenmeter.de vom 19. Juli 2015

In ihrem Haus hat noch immer auch die Kirche starken Einfluss, ein Teil des Programms wird sogar von der evangelischen und katholischen Kirche selbst mitverantwortet. Auch ihr Rundfunkratsvorsitzender ist aktiver Theologe. Inwiefern finden Sie das in einem säkularen Staat angemessen?
In allen Gremien der öffentlich-rechtlichen Anstalten sitzen immer Vertreter aller gesellschaftlichen Gruppen. Die Kirchen in Deutschland sind natürlich starke Interessenvertreter. Natürlich sitzt auch in unserem Rundfunkrat ein Vertreter einer Kirche. Ihre Behauptung, dass es einen Einfluss gibt von der Kirche, das müssten Sie mir erstmal belegen. Unsere Gremien sind unabhängig aufgestellt; sie beraten uns und sind Vertreter gesellschaftlicher Gruppierungen.

Die Frage ist doch: Wenn ich Programm habe, welches von Kirchen mitverantwortet wird, was würde denn grundsätzlich dagegen sprechen, die Themen ohne Verantwortung der Kirche sozusagen aus neutraler Sicht darzustellen?
Es gibt keine redaktionelle Verantwortung von der Kirche.

Na, aber einzelne Sendungen werden doch schon mitverantwortet?
Nein. Wir haben eine separate Kirchenseite, und die bestücken wir mit allen Angeboten der öffentlich-rechtlichen Programme. Der Gottesdienst im ZDF wird auch gestreamt, aber das sind normale öffentlich-rechtliche Angebote. Wo sehen Sie denn da den Einfluss? Ich sehe den nicht.

Es muss ja nicht zwangsläufig Einfluss geben, aber man setzt sich ja doch ein Stück weit der Gefahr aus in den Verdacht zu geraten, wenn es ein Portal gibt, das offiziell von den Kirchen getragen wird und den Namen der Deutschen Welle trägt.
Aber dann müssten Sie aus der Tatsache, dass wir Wirtschaftsmagazine senden, auch ableiten, dass die Wirtschaft bei uns Einfluss hat.


Warum der SWR-Fernsehdirektor auch gute Formate radikal über Bord werfen will, Interview mit SWR-Fernsehdirektor Dr. Christoph Hauser über das Jugendangebot von ARD und ZDF, Quotenmeter.de vom 12. Juni 2015

Die Sendung «Auf 3 Sofas durch» wurde bereits unter dem neuen Titel «Auf dem Sofa durch» verlängert. Das Format sendet aber jetzt nur noch auf YouTube. Ist diese Verlängerung schon im Hinblick auf das Jugendportal passiert?
Wir experimentieren mit Blick auf das Online-Angebot bereits mit neuen Erzählweisen, die speziell auf den Ausspielweg Online zugeschnitten sind. Dabei schauen wir auch darauf, ob und wie sich Inhalte, die ursprünglich für eine lineare Ausspielung konzipiert worden sind, für ein Online-Angebot eignen könnten. Dafür müssen diese Inhalte allerdings anders aufbereitet werden als bisher. «Auf drei Sofas durch» bzw. nun «Auf dem Sofa durch» ist ein Beispiel dafür. Die Redaktion experimentiert in diesem Fall damit, wie man das in der Zielgruppe beliebte Thema „Reisen“ anders angehen kann als bisher. Zum Beispiel stehen keine kompletten Folgen zur Reise nach XY mehr im Vordergrund. Stattdessen produziert der Reporter bereits vor Ort kurze Videos, die er direkt ins Netz stellt und über die sozialen Netzwerke verbreitet. Er kann so direkt vor Ort, zum Beispiel in Brasilien, auf Feedback der Community reagieren, das Format wird interaktiver. Das sind wichtige Erfahrungen, die wir in dieser Experimentierphase sammeln möchten.

Was können Sie zur Zukunft von anderen Formaten zum jetzigen Zeitpunkt sagen?
Es ist wichtig, dass wir es uns für das Online-Angebot erlauben, viele Ideen und Formate – auch gute! – radikal über Bord zu werfen, die ursprünglich für die Linearität geplant waren und Online gegebenenfalls nicht funktionieren. Für keines der bisherigen Formate steht zu diesem Zeitpunkt fest, ob und wenn ja in welcher Form, sie im Online-Angebot eine Rolle spielen werden. Vielmehr wird Florian Hager, der Programmgeschäftsführer des Jungen Angebots, die Chance ergreifen, komplett neu zu denken. Darauf liegt der Fokus, und dafür muss er sich auch die nötige Zeit nehmen dürfen.


Krachten: ‚Die Verträge bei den Multi-Channel Networks sind viel besser als im Fernsehen‘, Interview mit dem Mediakraft-Gründer Christoph Krachten über YouTube-Netzwerke, Quotenmeter.de vom 29. Mai 2015

Jetzt ist YouTube natürlich auch ein Geschäftsmodell, auch das ist nicht anders als bei anderen Medien. Online gibt es oft gesponserte Produkte oder Gelder, die für Klicks auf Links, zum Beispiel zu Amazon gezahlt werden, wobei die Produkte vorher im Video besprochen wurden. Fehlt dem Internet da noch die Kontrolle oder muss es an der Stelle die Selbstkontrolle richten?
Die Landesmedienanstalten sind die Kontrollorgane dafür und mit denen sind die Netzwerke auch im Gespräch. Derzeit soll ein FAQ entwickelt werden, um den YouTubern die Regeln, die leider noch nicht in exakte Gesetzesform gebracht sind, näher zu bringen. Letztlich darf es da zu den anderen Medien keinen Unterschied geben: Werbung und Programm müssen deutlich getrennt sein. Product Placement muss gekennzeichnet werden, Werbung muss gekennzeichnet werden. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum und auch für YouTube und Facebook müssen in Deutschland die Regeln angewendet werden, die in Deutschland gelten.

Aber sie sehen schon auch die Gefahr, dass in der derzeitigen Form oftmals Werbung für den Zuschauer nicht erkennbar ist? Oder unterschätzt man da das Publikum?
Nein, wenn es nicht gekennzeichnet ist, ist das ganz klar ein Problem und daran muss gearbeitet werden. Der Zuschauer muss wissen, welche Motivation dahinter steckt, wenn in einem Video irgendetwas propagiert wird.