Nach langem hin und her kicken AfD-Abgeordnete nun doch beim FC Bundestag mit. Kein Wunder: Beim Fußball freut man sich über undifferenzierte Autokratenfreunde. Eine Glosse.
„Wir dürfen nicht mitspielen und niemand leiht mir seine Schaufel“, so hatte der AfD-Parlamentarier Sebastian Münzenmaier in schönster Kindergarten-Manier geklagt. Der gemeine FC Bundestag, er hatte schlicht keine Lust auf Spielführer Münzenmaier. Dabei hatte der doch nur geholfen ein paar Fans von Mainz 05 auf die Fresse zu hauen. Der Karneval hat im Fußball schließlich so wenig zu suchen wie ein rechtsradikaler Straftäter im Bundestag. Aber Münzenmaiers Tat ist ja mittlerweile auch schon sechs Jahre her. Und überhaupt: So ein bisschen Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung ist doch halb so wild.
Aber hey, man wird ja als AfD-Politiker noch träumen dürfen: Davon, beim FC Bundestag mitzuspielen und davon, endlich den ganzen Bums der sich Deutschland nennt zu übernehmen. Zumindest das erste hat schon einmal geklappt: Manch AfD-Politiker ist nach einigem hin und her mittlerweile Teil des schlechtangezogensten deutschen Fußballvereins (Heiko Maas spielt schließlich nicht mit). Das mit der Übernahme des Landes hingegen dürfte im Folgenden vermutlich daran scheitern, dass die Bundesrepublik noch immer ein besetztes Land ist und niemals eine Verfassung bekommen hat. Genaueres dazu erfragen Sie bitte per Mail unter reichsbürger@xavier-naidoo.de.
Stellt sich die Frage, ob der Spielspaß nicht getrübt ist, wenn neben SPD, FDP, CDU, CSU, Grünen und Linken auch Parlamentarier der AfD unmotiviert gegen Bälle treten. Herzlich schön ist für die rechten Freunde dabei vor allem, sich Parlamentarier nennen zu dürfen. Schließlich steckt darin der gute deutsche Begriff Arier. Dass das in den ersten 71 Jahren nach dem Krieg niemandem aufgefallen ist! Gut, dass die Herrenrasse AfD die parlamentarischen Räumlichkeiten in Intelligenzfragen jetzt mal ordentlich säubert.
Wie schön aber kann die schönste Nebensache der Welt für Abgeordnete der so genannten Altparteien schon sein, wenn die Mitspieler auf der rechten Flanke den Rest des Tages Minderheiten diskriminieren? Andererseits: Saudi-Arabien darf ja bei der aktuellen WM auch mitspielen und Politgroßmacht Nordkorea ist nur nicht mit dabei, weil die Kicker von Pummelchen Kim denkbar knapp am Fußballriesen Usbekistan gescheitert sind. Auch die USA unterdessen mussten sich Panama und Costa Rica geschlagen geben. Da ist es dann auch logisch, dass sich Trump und Kim einiges zu sagen haben. Das Problem ist also eher die sportliche Qualität als die Gesetzestreue. Nochmal Glück gehabt: Zum Fußballspielen braucht es schließlich nicht unbedingt viel Hirnschmalz. Das kann regelmäßig in Spielerinterviews begutachtet werden. Deswegen also darf sie mitspielen, die AfD.
Und dass nur politisch akzeptierte Meinungen in einer Fußballmannschaft mitmachen dürfen, davon kann ja nun auch in Deutschland wirklich keine Rede sein: Ilkay Gündoğan und Mesut Özil durften schließlich auch Recep Tayyip Erdoğan besuchen. Das taten sie aus reiner Höflichkeit. Das versteht sich von selbst. Höflichkeit gegenüber dem Präsidenten eines Landes, dessen Pass Gündoğan nicht einmal besitzt. Aus reiner Höflichkeit hat er ihm dann auch die Worte „Für meinen verehrten Präsidenten – hochachtungsvoll“ auf’s Diktatorenleibchen gepinselt. Identität ist eben was man draus macht. Eigentlich entspricht das doch genau dem AfD-Verständnis. Wichtig ist dann nur, dass man anschließend zurückrudert und sich flott zu den Werten des Grundgesetzes bekennt, wenn man mal wieder aus Versehen die Nazi-Zeit als Fliegenschiss bezeichnet hat. Dann ist wieder alles okay. Zumindest sind noch alle am Leben – nimmt man die Bauarbeiter für die WM in Katar einmal aus. Aber die dürften ja anders als die AfD-Granden sowieso nicht mitspielen.
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