Die European Championships sollten Randsportarten mehr Aufmerksamkeit bieten. Wie gut das geklappt hat, zeigt eine Auswertung der Tagesschau-Präsenz. Mehr als eine ganze Sendung widmete das Nachrichten-Flaggschiff den Wettbewerben.


Falls es noch Zweifel gab: Die European Championships haben deutlich mehr Sendezeit bekommen als die Sportarten einzeln vorher kriegten. Insgesamt 16:53 Minuten Sendezeit haben die Wettbewerbe von Glasgow und Berlin in den 20-Uhr-Ausgaben der Tagesschau bekommen. Mehr als eine komplette Sendung hat die Tagesschau den Randsport-Europameisterschaften somit gewidmet. Im Vergleich zu den vorherigen Austragungen berichtete die Tagesschau somit mehr als elfmal so viel. Zudem gab es keinen Veranstaltungstag, an dem die Nachrichten-Sendung im Ersten nicht berichtete. Die European Championships waren an allen elf Veranstaltungstagen sowie am Tag nach Abschluss Teil der Berichterstattung der Tagesschau-Hauptausgabe.

Interessant ist dabei vor allem der Vergleich zu den vorherigen Austragungen. Von fast allen Sportarten berichtete die 20-Uhr-Ausgabe der Tagesschau überhaupt nicht: So gab es von der Schwimm-EM 2016 keinerlei Berichte. Sie fand allerdings auch im Endspurt der beiden Bundesligen, parallel zur Eishockey-WM und dem DFB-Pokalfinale statt. Ohne Beiträge musste auch die Turn-EM 2016 auskommen. Auch die Radsport-Europameisterschaften, die in Bahnrad, Straßenrad, Mountainbike und BMX aufgeteilt wurde, bekam 2017 keine Berichterstattung. Ebenso die Ruderer, die Triathleten und die Team-Golfer, die im selben Jahr ihre letzten Meisterschaften ausgetragen haben.

Die einzigen Wettbewerbe, die schon in ihrer letzten Auflage Berichte in der Tagesschau-Hauptausgabe bekommen haben waren somit die Leichtathletik-Europameisterschaften 2016. Insgesamt widmete die Tagesschau den Meisterschaften allerdings nicht einmal 90 Sekunden – 1:27 Minuten Berichterstattung gab es. Außerdem wurde lediglich an drei von fünf Veranstaltungstagen berichtet, am Tag nach der EM überhaupt nicht.

Die European Championship haben also zumindest in der Nachrichtenpräsenz deutlich mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen als es die Einzel-Sportarten vermochten. Vor allem aber haben sie eine durchgängige Präsenz geschaffen, wo es vorher keine oder nur vereinzelte Berichterstattung gab. Das ist naheliegend: Für Nachrichtenredakteure ist es viel einfacher eine gebündelte Berichterstattung über viele kleine Elemente zu bringen, die einzeln betrachtet nicht für eine Meldung reichen würden. Für Randsportarten ist das ein guter Weg, um gegen die mediale Dominanz des Fußballs ein Stück weit anzukämpfen.

Betrachtet wurde jeweils die 20-Uhr-Ausgabe der Tagesschau an allen Wettbewerbstagen sowie an den Tagen vor und nach den Wettbewerben.

 

© Bild: European Championships/ Sports Management Sarl