Nicht nur Rechtspopulisten und Rechtsextreme verrohen die Debatte – auch Medienmacher tragen zur Vergiftung des Diskurses bei.


Eigentlich sind es nur drei kritische Buchstaben, die Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt am 13. September in einem Tweet verwendet hat:

[[Das ist derart erbärmlich, dass ich dafür am liebsten meine GEZ verweigern würde. Brennen denn hier gerade letzte Sicherungen durch?]], schreibt Poschardt zu einem Tweet der heute show.

Inhaltlich kann man Poschardts Kritik durchaus nachvollziehen. Die Satire-Sendung des ZDF hatte den damaligen Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen mit einem Maulwurf verglichen und als Schädling bezeichnet, sich dafür später zumindest entschuldigt. Nur die Art und Weise von Poschardts Kritik ist ihrerseits ebenso durchaus kritikwürdig.

Umgangssprache und Fakten

Von der GEZ schreibt der Journalist da. Dabei gibt es die Gebühreneinzugszentrale seit 2012 nicht mehr. Richtig ist natürlich: Umgangssprachlich wird der Begriff nach wie vor verwendet. Richtig ist aber auch: Der Begriff wird gerne und häufig als Parole von gerade jenen benutzt, die auch von Dingen wie [[Zwangsgebühren]], [[Lügenpresse]] und [[Staatsfernsehen]] sprechen. Gerade in sozialen Netzwerken finden sich zu Hauf Beispiele, wie dieser Begriffe verwendet werden. [[Hey ihr #GEZ Propaganda Goebbels und Lügenpresse. Es juckt mich nicht mit wem #Erdogan Fan Jogi #Löw gerade fickt.]], schreibt ein Nutzer beispielsweise und lässt keinen Zweifel daran, dass ihm an einem sachlichen Diskurs bei Tee und Keksen gelegen ist.

Kennt er die Fakten nicht oder macht er das bewusst?

Auch wenn die Absicht von Poschardt eine andere ist: Mit der falschen Verwendung des Begriffs macht er sich ein Stück weit gemein mit der parolenhaften Verwendung des Begriffs. Wenn die drei Buchstaben GEZ in der Umgangssprache falsch verwendet werden, ist anzunehmen das dahinter keine böse Absicht steckt. Wenn Journalisten ihn benutzen, dann müssen sie sich mindestens vorwerfen lassen, die Fakten nicht zu kennen. Wenn sie nicht sogar bewusst veraltete Begrifflichkeiten wählen. Beides wird dem Anspruch von Journalisten nicht gerecht. Hätte sich Poschardt auf den Hinweis eines Twitter-Nutzers hin korrigiert, wäre das zu verzeihen gewesen. Hat er aber nicht. Und so ist er als Journalist Teil der Diskursverrohung und trägt keineswegs zu einer Versachlichung der Debatte bei.

Wem das Beispiel Poschardt nicht griffig genug ist, der mag auf Matthias Döpfner schauen. Döpfner ist kein Journalist (mehr), er ist Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger und Vorstandsvorsitzender von Axel Springer. Er spricht also quasi für [[die Medien]]. Und in dieser Rolle hat er im September 2017 folgende Worte gesagt:

[[Wir erleben im Netz nach wie vor eine mit öffentlich-rechtlichen Geldern finanzierte Flut textbasierter Gratis-Angebote, eine gebührenfinanzierte Staats-Presse, die den Wettbewerb verzerrt und uns Presseverlagen kaum Entfaltungsmöglichkeiten lässt.]]

Staatsmedien in Deutschland?

Und auch wenn Döpfner im Nachhinein versucht hat seine Worte als Konjunktiv-Szenario darzustellen: Dieses Szenario gab es nicht. Was Döpfner sagt ist schlicht falsch. Er hat es genauso gesagt. Allerdings gibt es in Deutschland aus guten Gründen kein Staatsfernsehen, als Staats-Presse ließe sich vielleicht noch die Zeitung [[Das Parlament]] bezeichnen. Die gemeinten Medien ARD und ZDF sind es jedenfalls nicht. Man kann die öffentlich-rechtlichen kritisieren, dazu gibt es sicher eine Vielzahl guter Gründe. Aber man sollte das faktisch korrekt tun. Wenn schon Matthias Döpfner oder Ulf Poschardt als bedeutende Vertreter der Medien-Branche nicht schaffen, wie soll man das dann von Medien-Laien erwarten?

Um aber eines gesagt zu haben: Verboten sein sollte es den Medienmachern nicht, Begriffe wie [[GEZ]] und [[Staats-Presse]] zu verwenden. Es ist eher ein Gedankenanstoß: Wenn Ihr so sprecht und schreibt, wundert es Euch dann wirklich noch, dass die Debatte immer weiter vergiftet wird?